Palliative Care: Was ist mit der Komplementärmedizin?

In den Leitlinien zur Palliative Care werden Grundhaltungen betont, wie die patientenzentrierte Begleitung des Menschen in seiner Ganzheit unter Berücksichtigung der körperlichen, psychischen, sozialen und spirituellen Dimensionen – Grundhaltungen, wie  man sie eigentlich von der Komplementärmedizin kennt. Aber merkwürdigerweise findet die Komplementärmedizin in der Palliative Care kaum Beachtung.

Das ist sehr schade, da die Komplementärmedizin gerade auch in der letzten Lebensphase viel zur Erreichung einer guten Lebensqualität beizutragen hätte. Das Spektrum der möglichen, auf die Palliative Care gut abgestimmten komplementärmedizinischen Angebote ist vielfältig und ganzheitlich und reicht von der physischen Begleitung bis zur nicht-konfessionsgebundenen Seelsorge. Bei eingehender Betrachtung der Schnittmenge aus Palliative Care und Komplementärmedizin fallen fünf Aspekte besonders ins Auge:

  1. Die Komplementärmedizin kann in der Palliative Care nicht nur qualitativ hochwertige Angebote in der Begleitung der Betroffenen und ihrer Angehörigen liefern. Ihr von Natur aus ganzheitlicher Ansatz und die selbstverständliche Haltung, den Patienten mit seinen Bedürfnissen und Nöten ins Zentrum der Betreuung zu stellen, entspricht mühelos der Grundhaltung die von Leistungserbringern der Palliative Care gefordert ist.
     
  2. Die Komplementärmedizin hat in der Schweizer Bevölkerung eine breite Akzeptanz und für viele Menschen im Land eine wichtige Bedeutung. Das wurde im Mai 2009 deutlich, als mit 67% dafür gestimmt wurde, die Berücksichtigung der Komplementärmedizin in der Schweizer Verfassung zu verankern. In Zusammenarbeit der Organisationen der Arbeitswelt (OdA) Alternativmedizin (AM) und Komplementärtherapie (KT) mit dem Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) wurden die eidgenössisch anerkannten Berufsbilder "NaturheilpraktikerIn" und "KomplementärtherapeutIn" "mit eidgenössischem Diplom" geschaffen und seit 2015  gibt es entsprechend gültige Prüfungsordnungen. Dennoch wird die Komplementärmedizin bis heute selbst in den besten Konzepten zur Umsetzung der Palliative Care noch nicht einmal erwähnt - als gäbe es diese gar nicht.
     
  3. Es kommt nicht selten vor: Patienten, die mit der Unheilbarkeit ihrer Krankheit konfrontiert sind und mit den Möglichkeiten konventionell kurativer Behandlung an eine Grenze kommen, halten explizit nach alternativen Behandlungsmethoden Ausschau. Wenn die Palliative Care jedem Betroffenen zusteht und dessen Bedürfnisse ins Zentrum stellt, dann sollte allein schon für diese Patienten die Komplementärmedizin selbstverständlich in die Palliative Care integriert sein. Ist dies nicht der Fall, riskieren die Betroffenen ihre Desintegration aus dem Versorgungsnetz der Palliative Care.
     
  4. Zu einem nicht unwesentlichen Anteil trägt eine mangelnde Vernetzung von Therapeutinnen und Therapeuten der Komplementärmedizin selbst dazu bei, dass die Komplementärmedizin als ein ernst zu nehmender Leistungserbringer in der Palliative Care bisher untergegangen ist. Die TherapeutInnen der Komplementärmedizin sind im Vergleich mit den anderen Leistungserbringern der Palliative Care tendenziell eher "Einzelkämpfer" und, wenn überhaupt, oft nur lose in Berufsverbänden organisiert, geschweige denn in berufsübergreifenden Verbänden. Dieser Umstand erschwert die in der Palliative Care erwartete Bereitschaft und Fähigkeit zur Interprofessionellen Zusammenarbeit.
     
  5. Selbst in der äusserst seltenen Situation, in welcher der Integration der Komplementärmedizin in die Palliative Care Versorgung alle Türen offen stehen und die interprofessionelle Zusammenarbeit gut verankert ist, besteht oft eine weitere wesentliche Hürde in der Umsetzung: Die Finanzierung komplementärmedizinischer Leistungen ist zum Teil nicht gesichert oder nicht möglich. Dies, obwohl die Kosten komplementärmedizinischer Begleitung in der Regel gut kalkulierbar wären und vergleichsweise moderat bis günstig ausfallen würden.

Genau hier liegen die Aufgaben, denen sich der neu gegründete Verein Palliative Komplementär OW stellen möchte:

  • Aufklärung über die Möglichkeiten der Komplementärmedizin in der Palliative Care
  • Vernetzungsarbeit mit den anderen Leistungserbringern in der Palliative Care
  • Integration der Komplementärmedizin in die Palliative Care als gleichwertig respektierter Partner
  • Förderung der Palliative Care Kompetenzen der TherapeutInnen der Komplementärmedizin durch interne Schulung, Intervision und interprofessionelle Weiterbildung
  • Etablierung eines Kompetenzzentrums für Komplementärmedizin in der Palliative Care
  • Erschliessen von Finanzierungsmöglichkeiten für die komplementärmediznische Begleitung von Betroffenen, die aus rein finanziellen Gründen darauf verzichten müssten.

Diese Aufgaben bestehen grundsätzlich schweizweit. Der Verein Palliative Komplementär OW beschränkt seine Arbeit jedoch auf den Kanton Obwalden und schafft sich so ein überschaubares Entwicklungsfeld und niederschwellige Umsetzungsbedingungen, im Bewusstsein, dass diese Arbeit auch in anderen Kantonen "Schule machen" mag.

Mise en œuvre des soins palliatifs

Cette rubrique propose une vue d’ensemble des projets nationaux, cantonaux et régionaux en matière de soins palliatifs. Ces exemples de bonnes pratiques servent d’incitation et d’inspiration aux personnes et organisations intéressées.

Exemples de réalisations